Antibiotika, Resistenzen, Hygiene

Wissenslücken beim Thema Antibiotikaresistenzen

Bonn, 11.04.18 Mehr als die Hälfte der Menschen in Deutschland schätzt ihr Wissen über Antibiotika und resistente Keime als unzureichend ein. Unsicherheit gibt es insbesondere bei Älteren. Eine Broschüre der Deutschen Seniorenliga will das ändern. Hier eine Übersicht über die häufigsten Fehleinschätzungen:

Beim Thema antibiotikaresistente Erreger denkt man meist an Kliniken, denn dort kommen sie am häufigsten vor. Zudem sind gerade frisch Operierte und Patienten mit offenen Wunden, Sonden oder Kathetern gefährdet, sich eine Infektion einzufangen. Für Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen gelten daher besondere Hygienerichtlinien.

Doch Hygiene geht jeden etwas an, ob als Besucher im Krankenhaus, als Mitarbeiter eines Sozialdienstes oder als Angehöriger, der einen Kranken zuhause pflegt. Jeder, der mit den Betroffenen in Kontakt kommt, kann ein stiller Überträger von Keimen sein, also anstecken, ohne selbst zu erkranken. Die Grundlagen der Hygiene sollten daher jedem vertraut sein.

1. „Resistenzen sind nur ein Problem für Menschen, die regelmäßig Antibiotika einnehmen“
31 Prozent der Teilnehmer einer Umfrage1 glauben, dass Menschen in Sachen Antibiotikaresistenzen auf der sicheren Seite sind, wenn sie nur selten Antibiotika einnehmen. Das ist ein Trugschluss: Grundsätzlich kann sich jeder mit einem antibiotikaresistenten Keim infizieren – unabhängig davon, ob er häufig Antibiotika einnimmt oder noch niemals auf diese Medikamente angewiesen war. Denn ihre Antibiotikaresistenz bringen die Krankheitserreger zum Zeitpunkt der Infektion bereits mit. Ein allzu sorgloses Verschreibungsverhalten in der Vergangenheit und der breite Einsatz von Antibiotika in der Tiermast haben dafür gesorgt, dass antibiotikaresistente Keime allgegenwärtig sind.

2. „Wenn ich mein Antibiotikum richtig einnehme, trage ich kein persönliches Risiko“
40 Prozent der Befragten haben diese Frage mit Ja beantwortet. Zwar ist es wichtig, Antibiotika genau nach ärztlicher Anweisung einzunehmen. Auf eine mögliche Antibiotikaresistenz der Krankheitserreger hat das jedoch keinen unmittelbaren Einfluss. Wer sich mit einem resistenten Keim angesteckt hat, dem hilft gegebenenfalls nur ein Antibiotikum mit einem anderen Wirkmechanismus.

3. „Antibiotikaresistente Keime sind gefährlicher als andere“
Antibiotikaresistente Keime sind nicht gefährlicher als nicht resistente. Die meisten Menschen mit gesundem Immunsystem werden damit fertig, ohne Krankheitssymptome zu entwickeln. Gefährlich werden die Keime dann, wenn sie Personen infizieren, deren Immunsystem geschwächt ist und die auf ein wirksames Antibiotikum angewiesen sind. Alte und chronisch kranke Menschen sowie Säuglinge sind daher besonders gefährdet. Ein hohes Risiko tragen zudem frisch Operierte und Personen mit offenen Wunden, die den Keimen ideale Eintrittspforten in den Körper bieten.

4. „Zu viel Hygiene fördert Antibiotikaresistenzen“
Richtig ist, dass übertriebene Hygiene eher schadet als nutzt. Aus diesem Grund wird dazu geraten, den normalen Haushalt sauber zu halten, aber auf Desinfektionsmittel zu verzichten. Dort, wo eine hohe Dichte an unterschiedlichen Keimen herrscht, weil viele kranke Menschen aufeinandertreffen, ist hingegen ein Höchstmaß an Hygiene notwendig. Das gilt vor allem für Krankenhäuser und Pflegestationen von Altenheimen. Wer einen Angehörigen zuhause pflegt, sollte sich darüber informieren, ob die normale Grundhygiene im Haushalt ausreicht oder ob zusätzliche Maßnahmen notwendig sind.

Tipps dazu enthält die Broschüre „Antibiotikaresistenzen – Hygiene in der Pflege“. Sie erklärt außerdem, wie es zur Entwicklung von Antibiotikaresistenzen kommt, warum sie jeden betreffen und welche Maßnahmen dazu beitragen, die Ausbreitung multiresistenter Keime zu verhindern. Die Broschüre wurde mit finanzieller Unterstützung der Pfizer Deutschland GmbH realisiert. Sie ist kostenfrei und kann auf dem Postweg oder im Internet angefordert werden: Deutsche Seniorenliga e.V. (DSL), Heilsbachstraße 32, 53123 Bonn; www.multiresistente-erreger.de.

(1) Repräsentative Befragung von 2.000 Erwachsenen über 35 Jahre im Raum Berlin-Brandenburg, 06/16-11/16. Über einen Fragebogen und eine persönliche Befragung wurde das Wissen zu Gesundheitsthemen im Allgemeinen und Antibiotika und Resistenzen im Besonderen evaluiert. Die Befragung wurde im Auftrag der Pfizer Deutschland GmbH von der G.I.M. Gesellschaft für innovative Marktforschung mbh in Kooperation mit der Charité durchgeführt.