Bakterien eilt der Ruf als Krankheitserreger voraus. Doch sie gefährden nicht per se unsere Gesundheit. Wir kommen ständig mit ganz unterschiedlichen Bakterien in Kontakt, mit denen sich unser körpereigenes Abwehrsystem (Immunsystem) auseinandersetzen muss. Allein in und auf jedem menschlichen Körper leben mehrere Billionen Bakterien verschiedenster Arten, die meisten davon im Dickdarm, Billionen weitere auf der Haut und in den Schleimhäuten. Die Gesamtheit dieser Mikroorganismen bezeichnet man als Darm- bzw. Hautflora.
In den allermeisten Fällen sind die Schutzmechanismen, die unser Körper entwickelt hat, erfolgreich und die Bakterien stellen keine Gesundheitsgefährdung dar. Dies gilt insbesondere für die Vielzahl unterschiedlicher Keime, die natürlicherweise unsere Haut, die Schleimhäute und den Darm besiedeln. Eine gesunde, d. h. ausgewogene und stabile Keimflora hat eine wichtige Schutzfunktion. Sie sorgt u. a. dafür, dass aggressive, krank machende Erreger nicht ungehindert in den Körper eindringen können.
Zu den krankheitserregenden Bakterienarten, man bezeichnet diese auch als pathogene Bakterien, gehören z. B. bestimmte Stämme von Streptokokken, Staphylokokken, Legionellen und Salmonellen.Gelangen solche Erreger über z. B. kleine Wunden in den Körper, kann eine Infektion entstehen. Das Immunsystem bekämpft die eindringenden Erreger und startet Abwehrmaßnahmen. Wie heftig und in welcher Form daraufhin Krankheitssymptome auftreten und eine Infektionskrankheit ausgelöst wird, hängt von der Art des Erregers und von der Abwehrstärke des Immunsystems ab. Die meisten bakteriellen Infektionskrankheiten lassen sich gut mit Medikamenten, den sogenannten Antibiotika, behandeln.
Antibiotika ist die Bezeichnung für Arzneistoffe, die eine Vermehrung von Bakterien hemmen bzw. Bakterien abtöten. Die Entdeckung und Anwendung der Antibiotika gehören zu den bedeutendsten Entwicklungen der Medizingeschichte. Der Mikrobiologe und Mediziner Robert Koch konnte Ende des 19. Jahrhunderts Bakterien als Erreger von Krankheiten nachweisen. Daraufhin suchten Forscher aus aller Welt nach wirksamen Gegenmitteln. Durch einen Zufall entdeckte der Bakteriologe Alexander Fleming 1928, dass ein Schimmelpilz eine Substanz produziert, die für eine Reihe von Bakterienarten tödlich wirkt. Er nannte diese Subtanz Penicillin. Es dauerte noch bis in die frühen 1940er Jahre, bis Penicillin als Medikament zur Verfügung stand. Seitdem sind eine Vielzahl weiterer Antibiotika verschiedener Wirkstoffklassen entwickelt worden. Manche wirken nur gegen bestimmte Erreger, andere sind sogenannte Breitbandantibiotika, die gegen viele verschiedene Bakterien wirken.
Lange Zeit war man der Überzeugung, dass bakterielle Erkrankungen dank Antibiotika wirkungsvoll und dauerhaft bekämpft werden können und bakterielle Infektionskrankheiten daher keine Gefahr mehr für die Menschheit bedeuten. Doch Bakterien sind „Überlebenskünstler“ und können eine Widerstandsfähigkeit gegen das Antibiotikum erlangen. Als resistente Erreger bezeichnet man solche Krankheitskeime, die eine Widerstandsfähigkeit gegen die zur Behandlung der Infektion eingesetzten Medikamente entwickelt haben.
Die Entwicklung einer solchen Resistenz folgt den Mechanismen der Evolutionsbiologie. Das bedeutet, Organismen, die sich am besten den äußeren Bedingungen anpassen können, sind am überlebenstüchtigsten und vermehren sich am stärksten. Das gilt auch für Bakterien. Mitunter kommt es vor, dass vereinzelte Bakterien durch zufällige Veränderungen in ihrem Erbgut weniger empfindlich auf das gegen sie angewandte Antibiotikum reagieren. Sie überleben die Therapie, vermehren sich und geben ihre Unempfindlichkeit an die nächste Bakteriengeneration weiter. Durch den vermehrten Einsatz von Antibiotika bei Mensch und Tier in den letzten Jahren sowie durch fehlerhafte Anwendung von Antibiotika durch die Patienten (insbesondere zu kurze Einnahmedauer) haben sich einige Bakterien so verändert, dass sie gegen fast alle der gängigen Antibiotika resistent geworden sind: Sie sind multiresistent.
Die Entwicklung und Verbreitung multiresistenter Erreger hat in den letzten Jahren stetig zugenommen. Seit mehreren Jahren wird das Auftreten von Antibiotikaresistenzen systematisch erfasst und dokumentiert. Dadurch weiß man heute, welches die häufigsten multiresistenten Erreger sind und welche Antibiotika gegen diese nicht mehr wirksam sind. Auf dieser Grundlage ist es zum einen möglich, gezielte Präventionsmaßnahmen zu ergreifen, weil man z. B. die Infektionswege für die häufigsten Erreger kennt und angehen kann, zum anderen hat man Ansatzpunkte, um Therapeutika mit neuartigen Wirkmechanismen zu entwickeln. Einige multiresistente Erreger haben in den letzten Jahren einen hohen Bekanntheitsgrad erreicht. Dazu gehört z. B. der weit verbreitete Methicillin-resistente Erreger Staphylococcus aureus (MRSA). Doch es gibt weitere Erreger, von denen seltener die Rede ist. Neben MRSA können beispielsweise Klebsiellen, Pseudomonaden und Enterokokken oder auch bestimmte Clostridien schwere und lebensbedrohliche Infektionen der Atemwege, der Haut-und Weichgewebe, des Magen-Darm- Trakts oder des Bauchfells verursachen. Eine Komplikation kann auch eine Verbreitung der Erreger über die Blutbahn in andere Organe sein. Man spricht in diesem Fall von einer Sepsis. Sie kann schlimmstenfalls zum Ausfall eines oder mehrerer Organe führen.
Eintrittspforten für Bakterien