Maßnahmen bei einer Infektion

mre12Solange keine Symptome auftreten, ist eine Besiedlung mit multiresistenten Erregern, man spricht auch von Kolonisation, nicht offensichtlich erkennbar. Doch sie kann immer die Gefahr der Infektion und der Übertragung auf Kontaktpersonen bergen. Deshalb werden im Umfeld von gefährdeten Personen, in Krankenhäusern und auf Intensivstationen regelmäßig Kontrollen durchgeführt.

Nachweis einer Kolonisation

Der Nachweis einer Keimbesiedlung ist durch eine schmerzfreie Untersuchung leicht möglich. Dazu werden an bestimmten Körperregionen wie z. B. dem Nasen-Rachen-Raum Abstriche genommen und anschließend im Labor mikrobiologisch untersucht. Um eine Verbreitung multiresistenter Keime in vielen Krankenhäusern zu verhindern, gehören diese Untersuchungen zum Standard des Hygienemanagements in Krankenhäusern. Sie erfolgen hauptsächlich bei der stationären Aufnahme von Risikopatienten. Wird im Krankenhaus eine MRE-Besiedlung festgestellt, so werden Kontrolluntersuchungen bei dem Betroffenen und bei Patienten, die engen Kontakt zu ihm hatten, durchgeführt.

Sind bestimmte multiresistente Erreger nachgewiesen, werden die üblichen Hygienemaßnahmen im Krankenhaus verschärft. Abhängig vom Verbreitungsrisiko – Erreger wie MRSA, die per Kontaktinfektion übertragen werden, sind besonders kritisch – kann es notwendig sein, den betroffenen Patienten in ein Einzelzimmer zu verlegen. Medizinisches Personal und Besucher müssen dann bei Betreten des Zimmers spezielle Schutzkleidung, eventuell auch einen Mund-Nasen-Schutz tragen und selbstverständlich unmittelbar nach jedem Patientenkontakt die Hände desinfizieren.

Sanierung (Dekolonisation)

Ist ein Patient mit einem resistenten Erreger besiedelt (z. B. im Nasen-Rachen-Bereich mit MRSA), kann es vor einer geplanten Operation notwendig sein, den Patienten von diesem Erreger zu "befreien", um das Risiko der Infektion oder Keimübertragung zu verringern. Man spricht dann auch von einer Sanierung oder Dekolonisation. Bei einer Kolonisation mit MRSA wäscht oder duscht sich der Patient jeden Tag komplett, einschließlich der Haare, mit einer speziellen antimikrobiellen Seife. Er muss dreimal täglich die Nase reinigen und anschließend eine antibakterielle Salbe in und rund um die Nase auftragen. Außerdem wird nach jedem Zähneputzen, mindestens zweimal täglich, der Mund mit einer antibakteriellen Lösung ausgespült bzw. die Zahnprothese in diese medizinische Lösung eingelegt.

Die Sanierung dauert üblicherweise etwa 1 Woche. Patienten müssen während dieser Zeit nicht zwangsläufig im Krankenhaus betreut werden. Die Sanierung kann auch vor der Einweisung bereits im Heim oder zu Hause erfolgen, wenn der einweisende oder operierende Arzt an das Screening beim Risikopatienten gedacht hat. Wichtig ist, dass der behandelnde Hausarzt über den Behandlungsstand informiert ist und die Sanierungsmaßnahmen begleiten und kontrollieren kann. Darüber hinaus sollten im häuslichen Umfeld weitere Hygienemaßnahmen durchgeführt werden (siehe Infokasten). Werden Patienten von Angehörigen oder einem ambulanten Pflegedienst versorgt, müssen alle Betreuungspersonen umfassend über die Sanierungs- und Hygienemaßnahmen aufgeklärt werden. Nur so können sie Sorge dafür tragen, dass die Sanierung erfolgreich abgeschlossen wird. Dies ist der Fall, wenn die bei den Kontrolluntersuchungen entnommenen Abstriche keine resistenten Keime mehr enthalten. Bei einer nachgewiesenen Besiedlung des Darms mit multiresistenten Bakterien gibt es keine derartige Sanierungsmöglichkeit.

Um eine Verbreitung der Erreger zu verhindern, gelten im Krankenhaus verschärfte Hygienerichtlinien. Patienten, die aus dem Krankenhaus entlassen werden und deren MRSA-Sanierung noch nicht abgeschlossen ist, sollten nach Maßgabe des behandelnden Arztes für die noch erforderliche Sanierungsdauer die notwendigen erweiterten Hygienemaßnahmen befolgen (siehe Infokasten). Außerdem werden die weiterbehandelnden Ärzte, gegebenenfalls Betreuer und Pflegekräfte informiert, um ebenfalls entsprechende Vorsorge zu treffen.

Erweiterte Hygienemaßnahmen im häuslichen Umfeld, solange die MRE-Sanierung noch nicht abgeschlossen ist:

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Medikamentöse Therapie bei Infektionen

Neben den beschriebenen Sanierungs- und Hygienemaßnahmen wird bei einer Infektion mit MRE häufig eine medikamentöse Therapie notwendig.

Die Schwierigkeit besteht in der Wahl des richtigen Medikaments. Deshalb wird bei der mikrobiologischen Laboruntersuchung des Abstrichs nicht nur der genaue Erregertyp bestimmt, sondern auch ein sogenanntes Antibiogramm erstellt. Dabei wird ausgetestet, gegen welche Antibiotika der Erreger Resistenzen entwickelt hat und welche dieser Medikamente wirksam sind. So können zur Therapie gezielt die geeigneten Antibiotika verabreicht werden. Gute Ergebnisse lassen sich erfahrungsgemäß mit Antibiotika erzielen, die über neuartige Wirkprinzipien verfügen und somit die Resistenzmechanismen der Bakterien umgehen. Häufig besteht die Therapie aus einer Kombination verschiedener antibiotischer Wirkstoffe.

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Antibiotikatherapie

Jede Antibiotikatherapie folgt einem genau vorgegebenen Behandlungs- und Dosierungsschema, welches nach ärztlicher Anweisung genau eingehalten werden sollte. Die Dauer der Therapie beträgt in der Regel zwischen 1 und 2 Wochen, u. U. bei schwer kranken Patienten auch länger. Sie kann im Krankenhaus begonnen und bei manchen Infektionen ambulant mit Tabletten fortgeführt werden.